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An der Mündung des Glan in die Nahe liegt, von Weitem sichtbar, der Disibodenberg. Auf seiner sattelartigen Ebene befand sich wahrscheinlich bereits in keltischer Zeit ein Heiligtum, das, wie so oft, von den Römern übernommen und vergrößert wurde. Um 640 n. Chr. ließ sich ein iro-schottischer Wandermönch namens Disibod als Einsiedler auf dem Berg nieder, der Legende nach von einer Vision geleitet. Sein Ruf als Heiliger und seine Wundertaten zogen immer mehr Menschen auf den Berg, die sich in einer kleinen Gemeinschaft organisierten und ein erstes Kloster gründeten. Von dem Berg aus, der später nach dem Einsiedler benannt wurde, verbreitete sich das Christentum im Naheland. Nach dem Tod von Disibod um 700 lockte sein Grab weiterhin Pilger an, sodass man dort etwa fünfzig Jahre später eine erste kleine Kirche errichtete.

Ausschnitt aus einer Umzeichnung eines Buchdeckels der 1170 verfassten Vita s. Disibodi, Kuperstich, 1676 (aus Acta Sanctorum (Julii II), Bd. 29,2. Hsg. Von J. Carnandet. Paris und Rom 1867 (S. 586)

Ausschnitt einer Nachzeichnung des verschollenen Buchdeckels der von Hildegard von Bingen 1170 verfassten "Vita sancti Disibodi". Er zeigt das vermutliche Aussehen des ebenfalls verschollenen Marmorsarkophages des heiligen Disibod, welcher vormals im Chorbereich der Abteikirche aufgestellt war (aus Acta Sanctorum (Julii II), Bd. 29,2. Hsg. Von J. Carnandet. Paris und Rom 1867 (S. 586)

Um das Jahr 1000 gründeten zwölf Augustiner-Chorherren auf Veranlassung des Mainzer Erzbischofs Willigis, des Erbauers des Mainzer Doms, ein Stift, das etwa 1100 von Erzbischof Ruthard von Mainz in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. 1108 begann der Bau der Klosteranlage mit der großen Klosterkirche, deren Reste noch heute zu sehen sind. Am 01.11.1112 wurden drei junge Frauen, darunter die zwanzigjährige Jutta von Sponheim und die vierzehnjährige Hildegard, in einer für sie neu gegründeten Frauenklause in das Kloster aufgenommen. Unter der ersten „Magistra“, der heute selig gesprochenen Jutta von Sponheim, und nach ihrem Tod 1136 unter deren Nachfolgerin Hildegard wuchs das Ansehen des Frauenklosters, und auch des Gesamtklosters, auf dem Disibodenberg zunehmend. Neue Schwestern und Brüder, die Besitztum und Macht mitbrachten, traten ins Kloster ein. 1143 war der Bau der Klosterkirche, eine der größten Kirchen zwischen Mainz und Trier, vollendet. Spätestens Anfang 1152 verließ Hildegard mit ihren Mitschwestern den Disibodenberg, um ein neues Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen zu gründen. Das Ansehen des alten Klosters auf dem Disibodenberg litt stark darunter. Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Adel im Naheland und dem Mainzer Erzbistum kamen hinzu und ließen das Kloster vollständig verarmen und niedergehen.

1259 übernahmen 12 Zisterzienser aus Otterberg in der Pfalz auf Anordnung von Erzbischof Gerhard von Mainz das heruntergekommene Kloster auf dem Disibodenberg. Nach wenigen Jahren begann das Kloster wieder zu florieren und die alten Gebäude wurden nach den Bedürfnissen der neuen Klosterherren umgebaut. Zwei große Gebäude, das Hospiz und das Abteigebäude, die mit ihren hohen Giebeln noch heute die Besucher beeindrucken, kamen hinzu. Große Kamine in beiden Gebäuden und noch vorhandene, verzierte Architekturfragmente weisen auf die damalige wohlhabende Ausstattung hin. 

Hospizgebäude (Foto Günter Lang)

Hospizgebäude (Foto Günter Lang)

Konsole im Abteigebäude (Foto Günter Lang)

Kopfkonsole in einer Ecke des Abteigebäudes (Foto Günter Lang)

In Folge der Reformation wurde 1559 das Kloster geschlossen und während des Dreißigjährigen Krieges langjährig besetzt. In der Napoleonischen Zeit ging das bereits in ruinösem Zustand liegende Kloster in Privatbesitz über.

Ruinen des Klosters, Kupferstich, G.Ch. Joannis, 1724 (aus G. Stanzl, Die Klosterruine Disibodenberg. Worms 1992, 15 Abb. 5)

Zeichnung der Ruinen des Klosters Disibodenberg aus dem Jahr 1724. In dieser Zeit waren die Mauern der einzelnen Gebäude noch nahezu vollständig erhalten (aus G. Stanzl, Die Klosterruine Disibodenberg. Worms 1992, 15 Abb. 5)

Ab dem 18. Jahrhundert benutzten die Anwohner der umliegenden Ortschaften, Staudernheim und Odernheim, die Klosterruine als Steinbruch. Auch heute findet man in den Häusern der beiden Ortschaften Spolien, das heißt wiederverwendete Steine aus der alten Klosteranlage.

1840 beauftragte der damalige Eigentümer Peter Wannemann den berühmten Heidelberger Gartenbauinspektor Ludwig Johann Metzger mit der Umgestaltung der Klosterruine in einen Landschaftspark nach Vorbild englischer Parks. Die „romantischen“ Ruinen wurden teils umgestaltet. Der Disibodenberg erreichte Beliebtheit als Ausflugsziel, insbesondere bei den Kurgästen von Bad Kreuznach und Bad Münster. 1954 erbte Gräfin Ehrengard von Hohenthal die Klosterruine. Sie und ihr späterer Ehemann Hans-Lothar Freiherr von Racknitz engagierten sich für die Erhaltung und Sicherung der Klosterruine. 1989 gründeten sie die Disibodenberger Scivias Stiftung, an welche die Ruine vermacht wurde. 1985 fanden umfangreiche archäologische Ausgrabungen der Landesdenkmalpflege Mainz unter der Leitung von Dr. Günter Stanzl statt. 1998, zur Feierlichkeit des 900. Geburtstag von Hildegard von Bingen, eröffnete das Museum am Hang des Disibodenbergs und die neu errichtete Hildegardis-Kapelle wurde eingeweiht.

Kontakt

Disibodenberger Scivias Stiftung
55571 Odernheim am Glan

Telefon: +49 176 14370068
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